Mehr Blut, Action & Spektakel als in "Devotion": Hier könnt ihr das Gegenstück zum Netflix-Hit streamen – das die Macht des Kinos auf erschreckende Art demonstriert (2024)

Nachdem „Devotion“ an den US-Kinokassen baden ging, erobert das Koreakrieg-Biopic nun die hiesigen Netflix-Charts. Action-Fans kritisieren jedoch den Mangel an Spektakel. In „The Sacrifice“ gibt's genau das, wenn auch mit einem gewissen Beigeschmack.

Mit „Devotion“ gibt es aktuell einen Ausnahmefilm auf Netflix zu sehen. Denn das 90 Millionen Dollar teure, im Koreakrieg angesiedelte Flieger-Biopic kam im vergangenen November erst in die US-Kinos. Nachdem er dort allerdings sang- und klanglos unterging, gibt es den durchaus sehenswerten Film (in der FILMSTARTS-Kritik gab es 3,5 Sterne) in Deutschland direkt im Streaming. Der naheliegende Vergleich mit dem kurz zuvor erschienenen „Top Gun: Maverick“ spielt „Devotion“ allerdings nicht unbedingt in die Karten – denn der strotzt zwar ebenfalls vor starken Bildern, lässt es in Sachen Action allerdings zwei, drei Gänge gemächlicher angehen.

In den Sozialen Medien zeigten sich einige Filmfans dementsprechend enttäuscht, die auf einen „Top Gun“-Ersatz auf Augenhöhe hofften. Während es den so aber ohnehin gar nicht gibt, können Prime-Abonnenten auf Amazon Prime Video aktuell gewissermaßen das Action-Splatter-Gegenstück zu „Devotion“ ohne Zusatzkosten streamen:

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Das Spannende an „The Sacrifice“: Er deckt historische Ereignisse, die auch in „Devotion“ Thema sind, auf eine völlig andere Weise ab – und erinnert uns damit an die Macht des Kinos. Wenn auch auf ziemlich erschreckende Weise. Denn der chinesische Kassenschlager, der 2020 über 173 Millionen Dollar einspielen konnte, erzählt seine ganz eigene Version der Geschichte...

"The Sacrifice": China-Propaganda aus dem Lehrbuch

Eines gleich vorweg: „The Sacrifice“ ist sichtbar teuer produziertes Bombast-Kino, dessen visuelle Schauwerte nicht von der Hand zu weisen sind. Wer Bock auf Spektakel hat, kommt hier voll auf seine Kosten: Der Film bietet ein auf Hochglanz poliertes Action-Feuerwerk, in dem nicht nur Flugzeuge in Super-Zeitlupe zerballert werden, sondern auch Menschen im Kugelhagel regelrecht zerbersten – und in ihre Einzelteile zersplattern. Ja, das sieht schon alles unglaublich brachial aus. Das Problem: Trotz aller Versuche, den Schrecken des Krieges ebenso dramatisch wie eindringlich zu inszenieren und hier und da ungeniert auf die Tränendrüse zu drücken, bringt die ästhetische Over-the-Top-Action am Ende eher eine Glorifizierung der Gräueltaten mit sich.

Das alles sollte allerdings niemanden überraschen, der mit dem chinesischen Blockbuster-Kino der jüngeren Vergangenheit vertraut ist. Neben Lu Yang („Brotherhood Of Blades“) nahmen für „The Sacrifice“ schließlich gleich zwei der aktuell erfolgreichsten chinesischen Filmemacher auf den Regiestühlen Platz, die für Style-over-Substance-Kino bekannt sind: Guan Hu lieferte mit „The 800“ etwa den weltweit (!) erfolgreichsten Kinofilm von 2020 und Frant Gwo geht in China gerade mit der Sci-Fi-Fortsetzung „Die wandernde Erde 2“ auf Box-Office-Rekordjagd:

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Die beiden wissen also, was es braucht, um die Massen in die chinesischen Kinos zu locken. Ein wichtiger Baustein neben einer bildgewaltigen Inszenierung ist dabei aber ebenfalls kaum zu übersehen: Propaganda.

„The Sacrifice“ beschäftigt sich mit der finalen Phase des Koreakrieges und der Freiwilligen Volksarmee Chinas, die sich an der Seite Nordkoreas in die Schlacht von ku*msong stürzt. Und das allein wäre noch kein Grund zur Kritik. Doch wer glaubt, amerikanische Filme seien bereits überpatriotisch angehaucht, dürfte bei „The Sacrifice“ sein blaues Wunder erleben.

Es ist schon wirklich erstaunlich, wie plump, lächerlich und vor allem einseitig die Figuren in einem Film dieser Größenordnung inszeniert werden – Amerikaner etwa sind durch die Bank Rassisten, die sich gegenseitig „Cowboys“ nennen und den „Schlitzaugen“ stets arrogant gegenübertreten. Das aber natürlich nur so lange, bis sie deren Stärke und Furchtlosigkeit neidlos anerkennen müssen und wünschten, sie wären doch genauso tapfer wie ihre chinesischen Widersacher. Ein Genuss für Freunde von Holzhammer-Kino, alle anderen dürften dabei allerdings einfach nur entsetzt die Hände vorm Gesicht zusammenschlagen oder in lautes Gelächter verfallen. Oder beides.

In Korea selbst wurde die Darstellung der Ereignisse im Film übrigens seitens der Politik wie auch von vielen Veteranen derart scharf kritisiert, dass der dortige Kinostart von „The Sacrifice“ direkt abgesagt wurde. Zu Recht. Während die visuelle Wucht des Kriegs-Actioners zweifelsohne am besten auf der Kinoleinwand zur Geltung kommt, genügt es wohl, wenn derart manipulative Meinungsmache nicht weiter verbreitet wird als nötig. Und trotzdem kann man aus dem fragwürdigen Kinohit Lehren ziehen:

„The Sacrifice“ erinnert uns an die Macht des Kinos – und zwar jene Macht, die es auch außerhalb des Filmtheaters auf sein Publikum hat. Stellt man „Devotion“ und „The Sacrifice“ gegenüber, könnte man jedenfalls glatt meinen, die beiden Filme würden zwei völlig unterschiedliche Ereignisse nacherzählen. Am Ende zeigen sie allerdings nur verschiedene Blickwinkel – und können damit beeinflussen, wie ihre Zuschauer*innen das Ganze sehen (wollen). Beängstigend, aber eben auch eine Erinnerung daran, wie wichtig es ist, in Filmen Dargebotenes nicht einfach nur hinzunehmen, sondern auch zu reflektieren.

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